Kunden- und klimafreundlich: Schlussbilanz zum 9-Euro-Ticket

Kunden- und klimafreundlich: Schlussbilanz zum 9-Euro-Ticket

Nachhaltigkeit

06.09.2022

Das günstige Ticket wurde laut Verkehrsunternehmen intensiv genutzt und hat das Klima geschont. Auch im Rhein-Main-Gebiet fällt das Fazit positiv aus. 

Von: Kristin Lorenz, Frankfurt am Main

Stark gefragt und heiß diskutiert: Das 9-Euro-Ticket hat dem öffentlichen Nahverkehr in Deutschland einen Schub gegeben. Der Verbund der Verkehrsunternehmen (VDV) bezeichnet das dreimonatige Pilotprojekt in seiner Schlussbilanz als „vollen Erfolg“ – und verweist dabei nicht nur auf die intensive Nutzung, sondern auch auf die positiven Effekte für Umwelt und Klima.

Verlagerungseffekt vom Auto hin zum öffentlichen Nahverkehr

Die Nachfrage war immens: Zwischen Juni und August 2022 wurden bundesweit rund 52 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft, die etwa eine Milliarde Fahrten pro Monat ermöglichten. Viele Deutsche sind dank des Sondertickets erstmals (wieder) mit Bussen und Bahnen gefahren, wie eine Studie des VDV ergab. So war jeder fünfte Ticketkäufer ein Neukunde, der den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) normalerweise nicht nutzt. 27 Prozent waren sogenannte "aktivierte Kunden", die zuvor weniger als einmal pro Monat per ÖPNV unterwegs waren.

Neben der finanziellen Entlastung vieler Bürgerinnen und Bürger hat das günstige Ticket laut der Verkehrsunternehmen auch einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz geleistet: Etwa zehn Prozent der Ticketkäufer hätten ihr Auto mindestens einmal zugunsten von Bus oder Bahn stehen lassen. Dadurch seien in den drei Sommermonaten schätzungsweise 1,8 Millionen Tonnen CO₂ eingespart wurden – fast so viel, wie ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf Autobahnen innerhalb eines Jahres bewirkt hätte.

„Die Menschen wollen den öffentlichen Nahverkehr, wenn das Ticket einfach und verständlich sowie überall flexibel nutzbar ist. Und sie sind bereit, ihr Auto dafür stehen zu lassen, wenn so ein Ticket nicht nur über den überschaubaren Zeitraum von drei Monaten geht. Jetzt müssen Lösungen erarbeitet werden, die den Nah- und Regionalverkehr in urbanen und ländlichen Räumen ausbauen und stärken“, bilanziert Maike Schaefer, Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz der Länder und Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau sowie Bürgermeisterin der Freien Hansestadt Bremen.

Fahrgastzahlen im Rhein-Main-Gebiet deutlich gestiegen

Auch der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) zog eine positive Bilanz des 9-Euro-Tickets: Innerhalb der dreimonatigen Gültigkeitsdauer seien in der Metropolregion 2,3 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft worden. Hinzu kämen mehr als eine Million Zeitkarten-Kunden, deren Fahrkarte zwischen Juni und August automatisch zum 9-Euro-Ticket wurde.

Die während der Corona-Pandemie stark eingebrochene Fahrgastnachfrage habe in den Sommermonaten dank der Sonderfahrkarte wieder das Vorkrisenniveau von täglich rund 2,5 Millionen Fahrgästen erreicht. Marktforschungen hätten auch hier ergeben, dass rund 30 Prozent der Fahrten durch Neukunden erfolgt seien.

Laut RMV hat das 9-Euro-Ticket vor allem gezeigt, welche Potenziale der öffentliche Nahverkehr im Freizeitbereich hat. Zugleich sei aber auch deutlich geworden, „dass es mehr Schienen, mehr Mitarbeitende und zusätzliche Fahrzeuge braucht, damit mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr nutzen können“.