16.01.2023
Neue Studie zu Sparverhalten und Risikoneigung: Wie ticken Wertpapiersparer?
Autor: Christian Dose, Frankfurt am Main
16.01.2023
Neue Studie zu Sparverhalten und Risikoneigung: Wie ticken Wertpapiersparer?
Autor: Christian Dose, Frankfurt am Main
Solides Wachstum, extreme Sicherheit oder Chance auf hohe Rendite: Nach welcher Strategie Wertpapiersparer agieren, wollte jetzt die Fondesgesellschaft Union Investment wissen. Die Ergebnisse der Befragung von 2.000 Sparern, die Wertpapiere und Aktien besitzen, zeigen, dass ein Großteil der Anleger trotz vorhandener Erfahrungen mit Wertpapieren und Aktien vorsichtig agiert und bei der eigenen Geldanlage vor allem die Risiken im Blick hat.
Die größte Gruppe der Wertpapiersparer bezeichnet sich laut der Befragung durch das Marktforschungsinstitut Kantar mit Blick auf die eigene Risikoneigung bei der Geldanlage als wachstumsorientiert (50 Prozent). Sie sind bereit, überschaubare Risiken für begrenzte Ertragschancen einzugehen. Beinahe neun von zehn Befragten, die sich selbst so einschätzen (87 Prozent), besitzen Investmentfonds. Gut jeder Dritte hat einen Bausparvertrag (38 Prozent), sowie eine oder mehrere Kapitallebensversicherungen (33 Prozent). 36 Prozent haben zudem vier bis zehn Einzelaktien im Depot. Der Anteil von Aktien und Fonds beträgt bei rund der Hälfte (47 Prozent) weniger als ein Viertel des gesamten Vermögens. „An den wachstumsorientierten Anlegern lässt sich die Evolution des Sparens gut ablesen: Zwar halten sie weiter an den gewohnten Geldanlagen fest, nutzen aber auch chancenreiche Anlageformen, auch wenn sie meist nur einen kleineren Teil der Ersparnisse dafür einsetzen. Insofern ist hier noch weiter Luft nach oben“, sagt Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment.
Ein Viertel schätzt sich als konservativ ein
Die zweitgrößte Gruppe unter den Wertpapiersparern sind diejenigen, die sich selbst als konservativ bezeichnen (25 Prozent). Für sie steht der Werterhalt der eigenen Ersparnisse klar im Vordergrund. Zwei Drittel von ihnen besitzen Investmentfonds. Aber es finden sich daneben häufig auch Bausparverträge und Tagesgeld. Ein Viertel traut sich an Einzeltitel heran. Aktien und Investmentfonds machen allerdings bei den meisten konservativen Sparern weniger als 25 Prozent des gesamten Vermögens aus. Lediglich jeder fünfte Befragte hat mehr als ein Viertel seines Vermögens auf diese Weise angelegt.
Jeder fünfte Befragte hält sich für renditeorientiert
Neben den beiden in Sachen Wertpapiere und Aktien tendenziell eher zurückhaltenden Personengruppen fällt es denen, die sich als renditeorientiert (19 Prozent) und spekulativ (4 Prozent) bezeichnen, leichter, sich auf dem Börsenparkett zu bewegen. Ihr Mix aus verschiedenen Geldanlagen ist wesentlich variantenreicher als bei den konservativen und renditeorientieren Sparern. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sie auch den größten Anteil an Aktien und Fonds im Depot haben: Zwei Drittel geben an, dass ihr Finanzvermögen zu mehr als 25 Prozent aus wertpapier- und aktienbasierten Anlagen besteht.
Damit liegen sie etwas über dem Niveau der spekulativen Anleger, bei denen rund 64 Prozent mehr als ein Viertel ihres Vermögens in Aktien und Fonds angelegt haben. Die spekulativen Anleger sind allerdings tendenziell eher bereit, sehr hohe Risiken einzugehen. Denn ihr Fokus liegt auf risikoreichen Anlagen: 43 Prozent besitzen Kryptowährungen und acht Prozent trauen sich an Derivate heran. Zudem halten 70 Prozent Einzeltitel.
Investmentfonds haben fast alle Befragten im Depot
Was alle Befragten, unabhängig von der eigenen Einschätzung der Spargewohnheiten eint: Neun von zehn (90 Prozent) investieren in Investmentfonds. 54 Prozent aller befragten Fondsbesitzer investiert in aktiv gemanagte Fonds. Gut ein Drittel (36 Prozent) besitzt ETFs (Exchange Traded Funds). Allerdings nutzen die meisten diese lediglich zur Beimischung: Nur bei 15 Prozent der ETF-Besitzer machen ETFs mehr als 50 Prozent des Fondsvermögens aus. Unabhängig davon, ob die Befragten aktive oder passive Investmentfonds im Depot haben: 64 Prozent verbindet sie mit einem Sparplan und investiert ratierlich (64 Prozent). Unter den Spekulativen sind es sogar 79 Prozent, bei den Konservativen hingegen mit 54 Prozent deutlich weniger.
Nachhaltige Geldanlage und Beratung sind gefragt
Dass für viele nicht allein Gewinnmaximierung im Vordergrund steht, bestätigt auch die Einstellung der Befragten zum Thema Nachhaltigkeit. Über ein Drittel gibt an, bereits in Fonds mit nachhaltigem Schwerpunkt zu investieren (34 Prozent). Bei den wachstumsorientierten Wertpapier- und Aktienbesitzern sind es sogar 37 Prozent, bei den konservativen 28 Prozent. Das Gros aller Befragten findet zudem, dass ethische, soziale und ökologische Kriterien für Investoren an Bedeutung gewinnen sollten.
Die Befragung zeigt auch, dass Beratung weiterhin einen großen Stellenwert hat. Das gilt insbesondere für die konservativen und wachstumsorientierten Sparer, bei denen jeweils knapp 60 Prozent die Beratung als wichtigste Informationsquelle nennen. „Die Ergebnisse zeigen, dass viele Sparer unsicher sind, was im aktuellen Umfeld mit ungewohnt hoher Inflation, der aktuellen Zinsentwicklung und dem Auf und Ab an den Kapitalmärkten nur allzu verständlich ist. Eine Bankberatung kann dabei helfen, die individuell passenden Lösungen sowohl für die Gefühlslage als auch das Depot zu finden und Chancen auf eine angemessene Rendite zu nutzen“, erklärt Gay.