22.12.2022
Reallöhne um durchschnittlich 4,7 Prozent gesunken.
Autor: Christian Dose, Frankfurt am Main
22.12.2022
Reallöhne um durchschnittlich 4,7 Prozent gesunken.
Autor: Christian Dose, Frankfurt am Main
Auch wenn sich der Preisauftrieb zuletzt erstmals wieder leicht abgeschwächt hat, liegt die Inflationsrate mit 10,0 Prozent noch immer auf Rekordniveau. Dabei sticht ein Kostentreiber deutlich hervor: Die Preise für Energie lagen im November – ungeachtet der Entlastungspakete – 38,7 Prozent höher als im Vorjahresmonat, teilte das Statistische Bundesamt mit. Überdurchschnittlich stiegen auch die Kosten für Nahrungsmittel, die sich um 21,1 Prozent gegenüber November 2021 verteuerten. Die Ausgaben für Kraftstoffe erhöhten sich um 14,6 Prozent. Für Dienstleistungen müssen Verbraucher indes nur 3,6 Prozent mehr bezahlen, für Gebrauchsgüter wie beispielsweise Möbel 9,9 Prozent und für Fahrzeuge 9,1 Prozent.
Historisch einzigartiger Reallohnverlust
Die gestiegenen Tariflöhne konnten die deutlich zugelegten Preise indes nur teilweise ausgleichen. Die Reallöhne sanken im Jahr 2022 um 4,7 Prozent. Während sich die Tariflöhne laut Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung um durchschnittlich 2,7 Prozent erhöhten, wird ein Anstieg der Verbraucherpreise um voraussichtlich 7,8 Prozent erwartet. „Einerseits haben 2022 aufgrund langfristig wirksamer Tarifverträge in vielen Branchen gar keine Tarifverhandlungen stattgefunden. Andererseits werden aktuell vereinbarte, deutlich stärkere, Tariferhöhungen und Inflationsprämien oft erst ab 2023 wirksam. Vor diesem Hintergrund kommt es in diesem Jahr zu einem in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bislang einzigartigen Reallohnverlust“, erläutert der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten.
Gewinnspanne verbessert
Unterdessen ergab eine Studie des ifo-Instituts, dass manche Branchen die Preise deutlich stärker angehoben haben als es auf Basis der allgemeinen Preissteigerungen zu erwarten war. Demnach seien nicht nur höhere Preise für Energie und Vorleistungen verantwortlich für die Inflation: „Vielmehr scheinen Unternehmen in einigen Wirtschaftszweigen die Preissteigerungen dazu genutzt zu haben, ihre Gewinne auszuweiten. Das gilt vor allem für den Handel, die Landwirtschaft und den Bau“, sagt Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der ifo-Niederlassung Dresden. Im Rahmen einer Analyse hatte das ifo-Institut die Unterschiede zwischen nominaler und preisbereinigter Wertschöpfung ermittelt.