Der versteckte CO2-Ausstoß beim Autobau - iStock: deepblue4you

Der versteckte CO2-Ausstoß beim Autobau

E-Mobilität

23.05.2023

Noch ein weiter Weg bis zur CO2-neutralen Produktion von Autos.

Autor: Udo Heberer, Frankfurt am Main

CO2-neutrale Elektromobilität lässt sich relativ leicht realisieren. Mit Strom aus erneuerbaren Energien geht das. Weitaus schwerer ist dagegen die CO2-neutrale Produktion eines Autos: Dabei fallen heute noch große Mengen an CO2 an. Bei allen Autoherstellern fällt bei der Produktion der Einzelteile – beispielsweise bei unterschiedlichen Gussverfahren – eine enorme Menge Kohlendioxid an.

Da auch schon die Produktion der verwandten Metalle – wie etwa Aluminium - enorme Energiemengen verschlingt, setzen die Autobauer zunehmend auf Recycling. So werden gegenüber der konventionellen Herstellung bereits erhebliche Mengen Kohlendioxid vermieden.

Doch es stellt sich auch die Frage, ob lange Transportwege diesen positiven Effekt wieder mit einem Schlag zunichtemachen?

Martin Bednarz sieht darin kein Problem. Der Experte für grüne Produktionsverfahren an der Technischen Hochschule Ingolstadt verweist auf die genau auf die besonders energieintensive Aluminiumherstellung. „Deshalb macht es wirklich viel Sinn, das Material vor Ort mit grünem Strom zu produzieren. Der Transport schlägt dann natürlich noch einmal zu Buche, aber das ist anteilig sehr viel geringer zu gewichten als die Herstellungsenergie", so Bednarz. Klar ist damit auch, dass man nicht nur die Antriebsart während der Nutzungsphase eines Autos betrachten darf. Auch die Produktion samt Lieferkette und das Recycling müssen im Fokus des Klimaschutzes stehen.

3D-Drucker als Lösung?

Material und Energie könnten auch mit Autoteilen aus dem 3-D-Drucker gespart werden. Diese innovative Idee erforscht Thomas Binder, ebenfalls an der Technischen Hochschule Ingolstadt. Der Fachmann für Konstruktion arbeitet mit 3-D-Druckern und hat damit beispielsweise schon Felgen hergestellt. Das schont die Ressourcen und vermindert so den Ausstoß von Klimagasen. Laut Binder nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Nutzungsphase, da die zu bewegende Masse kleiner werde. Dadurch sinke auch beim Recycling der Energieaufwand.

"Bei einer Rennsportfelge, die etwa 13 Kilogramm wiegt, haben wir durch diese Technologie zwei bis drei Kilogramm einsparen können. Wenn man dies auf alle Bauteile des Fahrzeuges überträgt, dann ist dort eine Ersparnis von zehn bis 20 Prozent drin", erläutert Binder. Bei seiner Berechnung nennt er allerdings eine Einschränkung: "Vorausgesetzt, wir bekommen das Problem mit der Festigkeit unserer gedruckten Teile hin." Denn noch sind die Werkstücke aus dem Drucker bei extremen Belastungen den im Gussverfahren hergestellten Exemplaren unterlegen. Binder geht aber davon aus, eine Lösung zu finden. "Wir müssen nur die richtige Aluminium-Legierung hinbekommen."

Dass es bis zum CO2-frei produzierten Auto noch ein sehr weiter Weg ist, steht für Martin Bednarz fest: "Es wird gigantische Anstrengungen brauchen, um die Produktionsprozesse von Stahl, Aluminium und Kunststoffen vollständig CO2-neutral zu bekommen."

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