Im Oberrheingraben wird das größte Lithiumvorkommen Europas vermutet. - iStock:Scharfsinn86

Rohstoff der E-Mobilität: Lithium vom Oberrhein

E-Mobilität

29.11.2023

Im Oberrheingraben wird das größte Lithiumvorkommen Europas vermutet.

Autor: Udo Heberer, Frankfurt am Main

Die Energiewende ist ohne Lithium nicht denkbar. Das Metall steckt quasi in allem, was einen wiederaufladbaren Akku hat. Bei Laptops und Smartphones sind es nur wenige Gramm, doch bei großen E-Auto-Akkus können es in der Spitze schon einmal bis zu 50 Kilogramm sein. Doch besonders für leichtere Akkus ist das chemische Element unverzichtbar. Und genau die benötigt man für die Elektromobilität. Deshalb gilt Lithium auch als einer der wichtigsten Schlüssel für die Energiewende. Und am Oberrhein lagern sehr wahrscheinlich Europas größte Vorkommen des begehrten Stoffs.

Zum Vergleich: Würde man den Ersatz aller konventionell angetriebenen Fahrzeuge in Deutschland durch Elektroantriebe planen, wären dafür rund 500.000 Tonnen Lithium nötig. Allerdings wurden weltweit in jüngster Zeit nur 100.000 Tonnen jährlich abgebaut – meist unter ökologisch sehr belastenden Bedingungen. In Südamerika werden beispielsweise 170.000 Liter Grundwasser verbraucht, um eine Tonne Lithium zu fördern. Der deutsche Südwesten ist deshalb in den Fokus der Industrie gerückt.

 Jedoch schwimmt es unter der Erde in Thermalwasser. Die dort vermuteten Vorkommen würden ausreichen, um 400 Mio. E-Autos auf die Straße zu bringen. Umweltschonend und CO2-neutral will das Lithium das Karlsruher Unternehmen Vulcan Energy Resources mit Tiefengeothermie-Anlagen gewinnen. Dafür sind zwei Bohrungen erforderlich. Über die eine kommt das Thermalwasser an die Erdoberfläche. Mit Hilfe von Wärmetauschern kann ein Fernwärmenetz versorgt und über Turbinen Strom erzeugt werden. Diese Elektrizität treibt die erforderlichen Pumpen und die Lithium-Extraktion an, Endprodukt ist das industriell verwertbare Lithium-Hydroxid. In einem nachhaltigen geschlossenen Kreislauf wird das deutlich kühlere Thermalwasser zum Schluss wieder in den Untergrund gepumpt. Laut Unternehmen könnten bis 2024 in zwei Anlagen bereits 15.000 Tonnen Lithium-Hydroxid gewonnen werden Für 2025 plant Vulcan Energy Resources weitere Anlagen.

Abbaupläne sind umstritten

Unumstritten ist die Tiefengeothermie allerdings nicht, weil durch die Arbeiten im tiefen Untergrund und das beim petrothermalen Verfahren eingeleitete Wasser durchaus Nebeneffekte entstehen, die zu Schäden an Häusern führen können. Als Alternative ohne diese Wirkungen kann die Nutzung des bereits in der Tiefe vorhandenen Wassers durch die hydrothermale Methode gelten.

Im Wettlauf um die Batterie von morgen böte der Standort für die deutsche Autoindustrie erhebliche Vorteile. Da der Bedarf an Lithium wahrscheinlich eher steigen wird, wären die Hersteller unabhängiger   von Importen aus dem Ausland – eventuell sogar der europäische Markt.

Jetzt lesen: