03.04.2023
Die Branche setzt auf Nachhaltigkeit.
Von Christina Laible, Frankfurt am Main
03.04.2023
Die Branche setzt auf Nachhaltigkeit.
Von Christina Laible, Frankfurt am Main
Ob recyceltes Plastik oder Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen: Spielzeughersteller setzen zunehmend auf Nachhaltigkeit. Auch wenn teils schon Spielzeug aus nachwachsenden Rohstoffen angeboten wird, bleibt die Frage: Was ist nachhaltiger - das umweltbewusst hergestellte, jedoch neu gekaufte Spielzeug oder das bereits gebrauchte Spielzeug, das über Jahre hinweg genutzt werden kann?
Die Spielwarenhersteller stehen vor einem Dilemma, wie eine Studie der Universität Göteborg zeigt: Ihnen ist bewusst, dass sie nachhaltiger werden müssen, denn Plastik ist schon lange in Verruf. Doch ökologisch hergestelltes Spielzeug verkauft sich zurzeit noch nicht gut. Denn noch ist Nachhaltigkeit für die meisten Eltern kein ausschlaggebendes Kaufargument bei Spielwaren. Sie achten in erster Linie darauf, dass das Spielzeug funktioniert und gut aussieht.
Die größten Chancen für nachhaltige Produkte haben Hersteller aktuell bei Waren für Babys und Kleinkinder, die Spielzeug noch in den Mund nehmen. Hier wird oft noch auf Gesundheits- oder Nachhaltigkeitssiegel geachtet. Ab dem Alter von etwa vier, fünf Jahren können die meisten Kinder jedoch selbst entscheiden, was sie sich wünschen. Ab diesem Zeitpunkt rückt der Nachhaltigkeitsaspekt meist in den Hintergrund. Dabei sind Spielzeuge aus natürlichen Materialien wie Baumwolle oder Holz besser, da sie schadstofffrei und biologisch abbaubar sind. Oftmals sind diese jedoch auch deutlich teurer als herkömmliches Spielzeug und weniger bunt. Und obwohl die Spielwarenindustrie versucht, nachhaltiger zu werden, wird ökologisch hergestelltes Spielzeug zurzeit noch als Nischenprodukt angesehen.
Gebrauchtes oder Geliehenes als Alternative
Die Spielwarenindustrie forscht deshalb bereits seit Jahren nach Alternativen zu herkömmlichem Plastik. Mit recyceltem Plastik und neuartigem Bioplastik aus Zuckerrohr, Bambus oder Mais will die Branche nachhaltiger werden. Einige Unternehmen planen sogar, ihre Produkte ganz auf wiederverwertbare Materialen umzustellen. So will der Spielzeughersteller Lego seine Produktion bis 2030 auf recycelte und Bioplastiksorten umstellen - und forscht aktuell an Prototypen aus aufbereiteten PET-Flaschen und Zuckerrohr. Doch Bioplastik ist zurzeit noch nicht in den Mengen verfügbar, die die Spielzeugindustrie benötigt. Hinzu kommt: Für den Anbau von Zuckerrohr werden zudem Landwirtschaftsflächen genutzt, die eigentlich für den Lebensmittelanbau benötigt werden.
Die Branche forscht deshalb auch an chemischem Recycling. Altplastik wird hier in seine chemischen Grundbausteine zurückverwandelt und anschließend so aufbereitet, dass es wieder wie neu aussieht. Auf diese Weise lassen sich auch Produkte wiederverwerten, die aus verschiedenen Kunststoffarten bestehen. Doch bisher wird chemisches Recycling noch kaum genutzt: Das Verfahren ist aufwendig und teuer.
Wer nicht auf bunte Legosteine und Co. verzichten möchte und trotzdem Umweltaspekte berücksichtigen will, sollte in Erwägung ziehen, Spielzeug gebraucht zu kaufen oder gar auszuleihen. Bei verschiedenen Online-Plattformen gibt es mittlerweile Möglichkeiten, Eisenbahnen, Puzzles oder Bauklötze auszuleihen - ähnlich wie Bücher in einer Bücherei. Sogar ganze Lego-Sets werden zum Verleih angeboten. Aber auch Flohmärkte können eine Möglichkeit sein, an neues Spielzeug zu kommen und gleichzeitig nachhaltig zu sein.