Chance für mehr Nachhaltigkeit. - iStock/Hispanolistic

Alte Kohlekraftwerke als Energiespeicher

Nachhaltigkeit

23.06.2023

Zukunft für abgeschaltete Kohlekraftwerke

Von Udo Heberer, Frankfurt am Main

Der Abschied von der Kohle ist längst beschlossen. Photovoltaik, Wasserkraft und Windenergie  sind für die Stromerzeugung gefragt. Spätestens im Jahr 2038 soll daher das letzte Kohlekraftwerk in Deutschland stillgelegt werden – möglichst jedoch früher. Der CO2-Ausstoß in Deutschland dürfte erheblich sinken.

Das Gesetzespaket der Bundesregierung zum Kohleausstieg sieht aber auch eine Förderung der betroffenen Regionen vor. Ziel: ausreichend neue, sichere und zukunftsfähige Arbeitsplätze. Zudem ist die Zukunft der ausgedienten Kohlekraftwerke zu klären. Eine Lösung zeigt der Cleantech-Analyst Antoine Koen auf: Das Mitglied des Thinktank Future Cleantech Architects schlägt als Alternative zum Rückbau vor, die nicht mehr benötigten Kraftwerke zu thermischen Speichern umzubauen. Und genau die sind ein wichtiger Bestandteil für eine nachhaltige Energiewende. Denn Sonnen- und Windenergie sind nicht immer und überall verfügbar. Je nach Wetterlage schwankt das Angebot zwischen „Ebbe und Flut“. Die Lösung: Versorgungssicherheit durch Energiespeicher.

Zukunft für 50 Kohlekraftwerke?

„Je näher wir dem Ziel rücken, 100 Prozent unseres Stroms aus erneuerbaren Energien zu produzieren, desto wichtiger werden Speicher“, so Antoine Koen. Nach Expertenmeinung können in Deutschland 50 Kohlekraftwerke in Wärmespeicher umgebaut werden - ein Potenzial von bis zu 500 Gigawattstunden. Aktuell liegt dieser Wert bei 4,5 Gigawatt. Ein Manko ist allerdings die Funktionsweise von thermischen Speichern: Sie wandeln nicht benötigten Strom zunächst in Wärme um, die allerdings auch direkt in Fernwärmenetze abgegeben werden kann. Die erneute Umwandlung in Strom ist dagegen sehr energieintensiv. Die rein elektrische Speichervariante arbeitet ohne diesen Zwischenschritt, ist aber erheblich teurer.

Der Umbau eines Kohlekraftwerkes in einen thermischen Speicher benötigt nach Experteneinschätzung weniger Zeit als ein Neubau. Die Ursache: Viele der benötigten Komponenten sind bereits vorhanden. Ob all das auch in der Praxis umsetzbar ist, wird ein noch ausstehender Modellversuch zeigen.

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