CO2-Ausstoß deutlich gesunken - iStock/pcess609

Studie: CO2-Ausstoß deutlich gesunken

Nachhaltigkeit

02.02.2024

CO2-Emissionen in Deutschland auf niedrigstem Stand seit 70 Jahren.

Von Udo Heberer, Frankfurt am Main

Eine Studie zu den Treibhausgas-Emissionen in Deutschland lässt aufhorchen: Der CO2-Ausstoß ist so niedrig wie seit den 1950er-Jahren nicht mehr. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Denkfabrik Agora Energiewende. Danach fiel der Ausstoß von Treibhausgasen zwischen den Jahren 2022 und 2023 um 73 Millionen Tonnen CO2 auf 673 Millionen Tonnen. Gemessen am Referenzjahr 1990 liegt der Rückgang bei 46 Prozent.

Die nächste Erfolgsbotschaft: Mit diesem Ergebnis sind die im Klimaschutzgesetz für 2023 gesteckten Ziele erreicht. Doch die Medaille hat auch eine Kehrseite: Nur 15 Prozent des Rückgangs im vergangenen Jahre seien als konstant anzusehen. Große Herausforderungen bleiben laut der Studie die Bereiche Gebäude und Verkehr.

Rekord bei erneuerbaren Energien

Erfreulich ist die dynamische Entwicklung bei den erneuerbaren Energien. Wind, Solar, Wasser und Biomasse haben aktuell die Hürde von 50 Prozent am bundesdeutschen Strommix übersprungen. Simon Müller, Deutschland-Direktor von Agora Energiewende, betont: „Die Energiewirtschaft verzeichnete mit dem historischen Hoch bei den erneuerbaren Energien einen klimapolitischen Erfolg.“ Betrachtet man den gesamten Energiebedarf beim Strom, dem Verkehr und der Wärme wird allerdings auch klar, dass das Ziel der Klimaneutralität noch längst nicht erreicht ist.

Zu der bisher erreichten Reduktion der Treibhausgase hat der Strom am meisten beigetragen. An diesem Ergebnis haben allerdings die erneuerbaren Energien den deutlich geringeren Anteil. Das Gros der positiven Bilanz entfällt auf den europäischen Stromhandel. In Deutschland wurde schlicht weniger Strom in Kohlekraftwerken für den Export produziert und mehr sauber erzeugter Strom aus dem Ausland importiert.     

Gefolgt wird der Strom von der Industrie mit gut einem Viertel der eingesparten CO2-Emissionen. Doch auch hier sieht die Studie nur 3 Millionen Tonnen der insgesamt 20 Tonnen als langfristige Reduktion an. 17 Millionen Tonnen seien dem konjunkturellen Rückgang bei der energieintensiven Industrie geschuldet. Dazu Agora-Direktor Müller: „Der krisenbedingte Produktionseinbruch schwächt den Industriestandort Deutschland. Wenn in der Folge Emissionen lediglich ins Ausland verlagert werden, ist auch für das Klima nichts gewonnen.“ Parallel sieht Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck in einer konjunkturellen Belebung keinen automatischen Wiederanstieg der CO2-Emissionen, da die Wirtschaft schon bewiesen hätte, dass sie gut produzieren und trotzdem Energie sparen könne.

Zudem verweist die Studie auf die fehlenden Fortschritte bei der CO2-Reduktion in den Bereichen Gebäude und Verkehr. Hier habe Deutschland die gesteckten Ziele bei den Gebäuden zum vierten Mal in Folge verfehlt. Die leicht um drei Millionen Tonnen gesunkenen Emissionen seien auf die milde Witterung zurückzuführen. Vergleichbar ist die Entwicklung beim Verkehr, der die Zielmarke zum dritten Mal in Folge gerissen habe. Die Zahl der neu zugelassenen E-Autos kompensiere den Anstieg des Pkw-Verkehrs nicht. Laut der Studien müsse man wohl davon ausgehen, dass Teile dieser positiven Entwicklung nicht nachhaltig seien.

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