14.03.2024
Wann sich ein Balkonkraftwerk lohnt
14.03.2024
Wann sich ein Balkonkraftwerk lohnt
Balkonkraftwerke erfreuen sich als Form der regenerativen Energieerzeugung in Privathaushalten zunehmender Beliebtheit. Mit einem Balkonkraftwerk können Mieter und Wohnungseigentümer selbst erzeugten Strom direkt im eigenen Haushalt verbrauchen. Damit werden sie ein Stück weit unabhängig von hohen Energiepreisen und leisten einen kleinen Beitrag zur Energiewende leisten. Thomas Billmann, Modernisierungsexperte bei Schwäbisch Hall, gibt einen Überblick über Vorschriften, Installation und Förderung von Balkonkraftwerken. Die bürokratischen Hürden derzeit allerdings noch hoch. Mit dem Solarpaket 1, das im Laufe des Jahres 2024 in Kraft treten soll, will die Bundesregierung das ändern: Verbraucher können dann von einer vereinfachten Anmeldung und Installation sowie einer Anhebung der maximalen Leistung von 600 auf 800 Watt profitieren.
Installation und Funktionsweise
Wer sich ein Solarkraftwerk für den Balkon anschaffen möchte, sollte sich über die Funktionsweise im Klaren sein. Ein solches Steckersolargerät besteht aus einem oder mehreren Photovoltaikmodulen und einem integrierten Wechselrichter, der den Solarstrom in Haushaltsstrom umwandelt. Die Mini-Solaranlage wird mit einem Stecker an die Steckdose angeschlossen. Der erzeugte Strom fließt in den heimischen Kreislauf, kann direkt verbraucht werden und senkt die Stromrechnung.
„Der große Vorteil eines Balkonkraftwerks ist die einfache Installation. In der Regel liefert der Hersteller das passende Montageset direkt mit. So ist es in den meisten Fällen möglich, die Mini-Solaranlage direkt am Balkongeländer zu befestigen“, erklärt Billmann. Die einzige kleine Hürde: die Verbindung zwischen Modul und Steckdose. Eigentlich muss nur das Kabel mit dem Stecker in die nächste Steckdose gesteckt werden. Wer allerdings draußen auf dem Balkon keine Steckdose hat, muss das Kabel ins Haus oder in die Wohnung verlegen – zum Beispiel durch ein Loch im Türrahmen.
Für den Anschluss des Moduls an die nächste Steckdose genügt nach Angaben der Verbraucherzentrale ein handelsüblicher Schuko Stecker. Der Verband Deutscher Elektrotechniker (VDE) empfahl bisher zwar einen sogenannten Wieland Stecker. Da dieser aber die Installation durch eine Fachkraft voraussetzt, will der Verband künftig die einfachere Schuko Stecker-Variante für die Einspeisung bis zu einer System-Gesamtleistungsgrenze von 800 Watt tolerieren. Das Solarpaket 1 soll dies auch verbindlich festschreiben, dazu muss aber noch eine Norm mit den Verbänden erarbeitet werden. Um die Elektrik müssen sich zukünftige Betreiber der kleinen Solarstromerzeuger keine Sorgen machen, wenn sie das Gerät steckerfertig kaufen.
„Noch ein Wort zur Sicherheit: Um zu verhindern, dass sich Teile der Konstruktion lösen, müssen die Nutzer die Photovoltaikmodule festmontieren. Für die Montage am Balkon gibt es neben der Befestigung an der Außenseite des Balkonrahmens auch die Möglichkeit, ein Gestell zu montieren, auf das die Mini-Solaranlage aufgeschraubt wird. Letzteres ist in den meisten Fällen die einfachere und sicherere Variante“, empfiehlt der Experte.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Sicherheit bietet auch die richtige Versicherung: Eine spezielle Photovoltaikversicherung benötigen Verbraucher allerdings nicht. Für Balkonkraftwerke reicht die Hausratversicherung aus, um unter anderem gegen Sturm, Hagel oder Überspannungsschäden abgesichert zu sein. „Es empfiehlt sich aber auf jeden Fall, vorher mit dem Hausratversicherer über den bestehenden Vertrag zu sprechen, damit die alten Policen gegebenenfalls an die neuen Bedingungen angepasst werden können“, betont Billmann.
Wohnungsmieter sollten sich vor der Anschaffung außerdem bei ihrem Vermieter erkundigen, ob ein Balkonkraftwerk installiert werden darf und sich dessen schriftliche Zustimmung einholen. Denn: Bislang können Vermieter und Eigentümergemeinschaften die Anbringung der Geräte untersagen. Die Bundesregierung plant jedoch, einen Rechtsanspruch auf die Installation von Balkonkraftwerken gesetzlich zu verankern.
Lohnt sich ein Balkonkraftwerk?
Ob sich eine Mini-Solaranlage rechnet, hängt unter anderem auch vom Preis ab: Die Modelle, die den Sicherheitsstandards der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) entsprechen, kosten zwischen 400 und 1.000 Euro. Neben den Kosten spielen aber auch andere Faktoren eine Rolle: „Zum Beispiel die örtlichen Gegebenheiten: die Lage des Hauses, die Größe der Anlage und die Ausrichtung des Balkons sowie die geplante Strommenge, die das Kraftwerk liefern soll. Als Faustregel gilt: Je stärker die Photovoltaikmodule nach Süden ausgerichtet sind, desto effizienter ist die Energiegewinnung. Außerdem ist ein Neigungswinkel von etwa 30 Grad empfehlenswert – so können das ganze Jahr über gute Ergebnisse erzielt werden“, rät Billmann. Wer vor allem morgens und abends den meisten Strom verbraucht, für den kann eine Kombination aus zwei Modulen mit flacher West- und Ostausrichtung empfehlenswert sein – so kann besonders viel des produzierten Stroms direkt selbst genutzt werden.
Wenn das Balkonkraftwerk nicht optimal ausgerichtet werden kann oder die Anlage einen Großteil des Tages verschattet ist, können Maximalleistungen von 800 Watt nicht erreicht werden. In diesem Fall kann ein etwas preisgünstigeres Balkonkraftwerk mit 600 Watt ausreichen.
Der erzeugte Strom sollte vor allem dann verbraucht werden, wenn die Sonneneinstrahlung hoch ist, also tagsüber. Dank der Zeitschaltfunktion moderner Haushaltsgeräte können diese so eingestellt werden, dass sie sich automatisch dann einschalten, wenn am meisten Strom produziert wird. Mit einem speziellen Batteriespeicher kann der Solarstrom auch dann genutzt werden, wenn das Kraftwerk gerade keinen Strom produziert – so kann mehr selbst erzeugte Energie verbraucht werden. „Ein Speicher mit einer Kapazität von einer Kilowattstunde ist beispielsweise für Personen sinnvoll, die rund 3.000 Kilowattstunden Strom im Jahr verbrauchen und über eine installierte Solarleistung von 500 Watt verfügen“, weiß der Experte. Komplettsets mit einem Balkonkraftwerk und einem speziellen Batteriespeicher gibt es inzwischen schon ab rund 1.000 Euro.
Derzeit ist allerdings der bürokratische Aufwand noch recht hoch: Voraussetzung für die Installation einer Mini-Solaranlage ist die Anmeldung beim Netzbetreiber und bei der Bundesnetzagentur. Außerdem ist ein analoger Stromzähler mit Rücklaufsperre oder ein intelligentes Messsystem (Smart Meter) erforderlich. Beides soll sich aber mit dem Solarpaket 1 ändern: Dann sollen wenige Angaben im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur ausreichen und vorübergehend auch ältere Ferraris-Zähler erlaubt sein. Solche Stromzähler können bei der Einspeisung von Solarstrom ins Netz zurücklaufen. Sie dürfen so lange verwendet werden, bis sie vom Messstellenbetreiber ersetzt werden.
Grundsätzlich lohnt sich ein Balkonkraftwerk aber fast immer. Je nach Standort und Nutzungsverhalten variiert es, bis sich die Anschaffung amortisiert hat. Bei optimaler Ausrichtung zur Sonne ist eine Amortisationszeit von weniger als drei Jahren möglich – angesichts einer Lebensdauer von rund 25 Jahren können Verbraucher langfristig viel Geld sparen. Ein Beispiel: Bei einem Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde lassen sich mit einer Mini-Solaranlage mit zwei Modulen und einer Leistung von rund 600 Watt bis zu 240 Euro im Jahr einsparen.
Regionale Förderprogramme
Damit sich die Investitionskosten etwas schneller amortisieren, können Verbraucher staatliche Fördermittel nutzen. Bundesweit sind Balkonkraftwerke seit 2023 von der Mehrwertsteuer befreit. Darüber hinaus unterstützen einige Bundesländer die Anschaffung der Steckdosen-Solaranlagen mit Förderprogrammen. Auch viele Städte und Gemeinden übernehmen einen Teil der Anschaffungskosten. Zu beachten ist jedoch: Je nach Förderung müssen die Zuschüsse unter Umständen schon vor dem Kauf beantragt werden.
„Angesichts steigender Energiekosten, der Mehrwertsteuerbefreiung sowie regionaler Förderprogramme ist die Anschaffung eines Balkonkraftwerks für viele Verbraucher sicher attraktiv. Und: Je höher der Eigenverbrauchsanteil des erzeugten Solarstroms, desto höher die Rendite der Anlage“, fasst Thomas Billmann zusammen.
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Die genannten Informationen wurden im März 2024 nach bestem Wissen sorgfältig recherchiert. Eine Haftung jeglicher Art ist dennoch ausgeschlossen.
Quelle: Bausparkasse Schwäbisch Hall