Pionier für Elektroautos

Tesla greift an

Pionier für Elektroautos

10.11.2021

Teslas Aktienkurs ist auf einem Allzeithoch. Die Marktkapitalisierung beträgt knapp eine Billion Dollar

Von: Udo Heberer

Teslas Aktienkurs rauschte Ende Oktober auf ein Allzeithoch alleine am Montag, den 25.10.21 um fast fünf Prozent. Damit hat das legendäre Unternehmen von Elon Musk eine magische Marke erreicht: Die Marktkapitalisierung, also Anzahl der Aktien multipliziert mit dem Aktienpreis oder Kaufpreis der Firma, würde man sie übernehmen wollen, beträgt nun knapp eine Billion Dollar. Das sind umgerechnet etwa 860 Milliarden Euro.

Ein Grund für diesen Sprung war ein Großauftrag der Autovermietung Hertz über 100.000 Tesla-Autos. Ein Preis wurde nicht genannt, nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg will Hertz aber rund 4,2 Mrd. Dollar zahlen – es sei der größte Auftrag, den es jemals für Elektroautos gab. Tesla will die Autos bis Ende 2022ausliefern. Hertz will  die größte Elektro-Flotte in Nordamerika bereitstellen. Wie dieser Auftrag finanziert wird, ist noch nicht bekannt.

Währenddessen hat Tesla offenbar Schwierigkeiten mit seinem Fahrassistenzsystem „Full Self Driving“. Ein Softwareupdate für autonomes Fahren wurde über das Wochenende zurückgezogen. Auf Twitter sagte Musk, dass man zur alten Software zurückkehrt und an einer neuen Version arbeite.

Tesla hat den Elektroautomarkt revolutioniert. Hat das Unternehmen dasselbe mit dem Strommarkt vor? Ab sofort können nämlich Musks Kunden in ganz Deutschland ihr Tesla-Auto mit eigenem Tesla-Strom aufladen. Allerdings benötigen sie dafür eine sogenannte Powerwall – den Lithium-Ionen-Akku, der das Auto auflädt und zugleich Smart-Home-Vernetzung kann – und eine eigene Solaranlage, mit der sie ihren eigenen Strom produzieren.

Ist das dann überhaupt noch Strom von Tesla? Nur namentlich, denn: Das britische Unternehmen Octopus Energy bietet diesen Tarif an. Der Vorteil soll sein, dass man nur „die direkten Energie- und Netzkosten“ bezahlen müsse. Dazu kommt lediglich eine Grundgebühr von drei Euro pro Monat. Außerdem müsse man seine Stromkapazität für die nächsten zwei Jahre „buchen“, Differenzen werden nicht ausgezahlt. Technisch ist das sowieso nicht möglich, da die nötigen Smart-Home-Stromzähler fehlen. Wieder ist Tesla seiner Zeit voraus.

Das kann man an den Absatzzahlen erkennen: Im September 2021 war der Tesla Model 3 das meistverkaufte Auto (24.591 Neuzulassungen) in Europa. Ein Plus von 58 Prozent im Vergleich zum Vorjahr! Der Golf belegt nur Platz vier (17.507 Neuzulassungen). Damit ist auch erstmals ein Elektroauto ganz vorne. Auch bedingt durch Lieferengpässe und Rohstoffmangel sind die Neuzulassungen von E-Autos aber vor allem wegen der staatlichen Prämien und immer strengeren Nachhaltigkeitsregeln gestiegen. Fast jeder vierte Neuwagen wird elektrisch betrieben. Die Zahl der neu zugelassenen Verbrenner dagegen sinkt kontinuierlich.

Die Automobilbranche leidet insgesamt unter den Folgen der Lockdowns und der Halbleiterkrise. Durch die fehlenden Bauteile geht die Produktion zurück: Nur 964.800 Pkw wurden im September dieses Jahres in Europa neu zugelassen, fast 25 Prozent weniger als 2020. Was bei anderen schlecht läuft, scheint bei Tesla gut zu laufen. „Das Unternehmen bewältigt den branchenweiten Chipmangel offensichtlich deutlich besser als die etablierten Automobilhersteller“, sagt der Analyst Frank Schwope von der NordLB. Er schätzt, dass die Tesla-Auslieferungen weltweit in diesem Jahr um mehr als 70 Prozent zulegen, auf bis zu 900.000 Autos. Das wäre ein Drittel des gesamten Absatzes von BMW.