Neue Klimastudie von Union Investment. iStock:William_Potter

Wenige DAX-Unternehmen schon klimafit

MoneyTalk

15.12.2023

Neue Klimastudie von Union Investment.

Autor: Christian Dose, Frankfurt am Main

Nur knapp ein Drittel der DAX-Unternehmen erreicht in einer Klimastudie der Fondsgesellschaft Union Investment gute bis sehr gute Ergebnisse. In der Untersuchung werden CO2-Reduktionsziele, die Verankerung von Klimaaspekten in der Vorstandsvergütung und die CO2-Reduktion der Unternehmen seit 2017 analysiert. Die Studie zeigt ein gemischtes Bild: Einige Unternehmen sind Vorreiter, andere hinken deutlich hinterher. „Zwar haben alle DAX-Unternehmen das Thema Klima auf der Agenda, aber zu wenige tun bisher genug“, sagt Johannes Böhm, Nachhaltigkeitsanalyst bei Union Investment und einer der beiden Studienautoren.

Die Experten von Union Investment haben für die Studie die DAX-Unternehmen analysiert, die im Sommer 2023 Bestandteil des deutschen Aktien-Leitindex DAX waren. Anders als in den meisten bisherigen Studien wurden neben den direkt oder indirekt zurechenbaren Emissionen (Scope 1 und 2) auch diejenigen berücksichtigt, die aus dem Bezug von Vorleistungsprodukten oder durch die Endnutzung von Produkten der Unternehmen entstehen (Scope 3). Die Studie deckt somit die gesamte Wertschöpfungskette von Unternehmen ab und ermöglicht so eine neuartige, ganzheitliche Perspektive auf die Klimastrategie der DAX-Unternehmen. Zusätzlich wurden Klimaanreize in der Vorstandsvergütung analysiert.

Tempo der Transformation variiert

Die Studie zeigt, dass die Transformation der deutschen Wirtschaft in vollem Gange ist. Allerdings fallen die Ergebnisse sehr unterschiedlich aus. Zwölf Unternehmen schneiden insgesamt gut bis sehr gut ab. Elf Unternehmen bilden das untere Drittel des Rankings. Für alle Unternehmen dieser Gruppe gilt: „Die Nachzügler müssen die Herausforderungen durch den Klimawandel noch ernster nehmen und ihre Strategie schnell und weitreichend anpassen“, sagt Jakob Haerle, Nachhaltigkeitsanalyst bei Union Investment und Co-Autor der Studie.

Ziele des Klimaschutzgesetzes nur teilweise erfüllt

Die Schere zwischen der Spitzengruppe und den übrigen Unternehmen geht bereits bei den CO2-Reduktionszielen auseinander: Lediglich sieben Unternehmen haben sich über die gesamte Wertschöpfungskette ein so ambitioniertes Ziel gesetzt, dass der CO2-Reduktionspfad schon heute mit dem Deutschen Klimaschutzgesetz übereinstimmt (Klimaneutralität bis 2045). Weitere zwölf Unternehmen erfüllen die EU-Vorgaben der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050. Fast die Hälfte der DAX-Unternehmen haben sich allerdings nur Ziele gemäß Scope 1 und 2 gesetzt: „Unternehmen, die bei ihren Klimazielen nicht alle Emissionen in ihren Wertschöpfungsketten berücksichtigen, müssen deutlich nachbessern“, fordert Jakob Haerle. Natürlich sind die Herausforderungen für die Unternehmen je nach Sektorzugehörigkeit unterschiedlich. Aber Vergleiche zwischen Unternehmen derselben Branche zeigen, dass es auch hier große Unterschiede geben kann.

Anreiz für die Vorstandsvergütung

Nahezu alle DAX-Mitglieder haben Klimaaspekte in den Vergütungssystemen für die Vorstände verankert. Allerdings bestehen große Unterschiede zwischen den Unternehmen. Insgesamt haben Klimaaspekte in der Vergütung laut der Studie eine zu geringe Bedeutung. Dabei scheinen solche Anreize sehr wirksam zu sein: Unternehmen mit einer soliden Verankerung von Klimaaspekten in der Vorstandsvergütung setzen sich im Schnitt ambitioniertere CO2-Reduktionsziele und haben ihre Emissionen in den vergangenen Jahren auch stärker als andere reduziert.

Die Analyse der CO2-Reduktion seit 2017 zeigt erhebliches Verbesserungspotenzial. Zwar haben 30 DAX-Unternehmen seither ihre Emissionen absolut gesehen gesenkt – allerdings nur 14 in einem ausreichenden Tempo, um die Pariser Klimaziele einzuhalten. Neun Unternehmen haben ihre Emissionen dagegen seit 2017 sogar erhöht. „Die Reduktionen von CO2 sind im DAX nicht breit und schnell genug. Die Unternehmen müssen ihre Anstrengungen verstärken“, fordert Johannes Böhm. Das gilt künftig auch immer stärker für die Scope 3-Emissionen.

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