Interview mit Dipl. Ing. Peter Paul Thoma

Was macht eigentlich ein Energieberater?

31.01.2022

Interview mit Dipl. Ing. Peter Paul Thoma

Autor: Dennis Lüneburger

Herr Thoma, mit dem Titel „Energieberater“ sind viele Menschen vielleicht noch gar nicht vertraut. Was macht ein Energieberater eigentlich?

Die EU und Deutschland haben sich ambitionierte Ziele für das Erreichen der Klimaneutralität gesetzt. Hier spielt die Mobilitätswende eine große Rolle, aber ganz besonders auch die Themen Bauen und Wohnen. Neubauten sind bereits per Gesetz sehr effizient, aber der Gebäudebestand ist die harte Nuss, die es zu knacken gibt.

Hier komme ich als Energieberater ins Spiel: Als unabhängiger Ansprechpartner rund um die energetische Sanierung schaue ich mir Gebäude als Gesamtheit individuell an – denn jeder Bau ist anders. Ich erstelle eine Übersicht, mit welcher Maßnahme wie viel Energie gespart wird und wie viel die Realisierung kostet. Mit der professionellen Energieberatung können Sie einen kompletten Sanierungsfahrplan für Ihr Gebäude – sowohl für Wohngebäude als auch für gewerbliche Immobilien – erhalten oder auch Lösungen für Einzelmaßnahmen. Die Beratung dient für Sie als Entscheidungsgrundlage.

Auch bei der Umsetzung unterstützen wir Energieberater auf Wunsch von der Projektierung über die Bauüberwachung bis zur Abnahme. Dabei arbeiten wir mit qualifizierten Handwerkern und Herstellern zusammen.

Können Sie abschätzen, wie viele Häuser in Deutschland nach diesen neuen Kriterien eine mangelnde Energieeffizienz vorweisen werden?

Die Energieeffizienz einer Immobilie wird zum Beispiel im Energieausweis mit den Klassen „A+“ bis „H“ angegeben – wobei „A+“ den höchsten Standard darstellt. Dem Umweltbundesamt zufolge lässt sich verallgemeinert sagen, dass im Durchschnitt alle Gebäude eine Energieeffizienz auf dem heutigen Niveau von "A+" und "A" erreichen müssten, um die Klimaziele zu erreichen.

2020 hatten gerade einmal rund 9 Prozent aller Mietwohnungen die höchsten Effizienzklassen „A+“ und „A“. Bei Eigentumswohnungen sind es 17 und bei Eigenheimen rund 16 Prozent. Es ist also viel zu tun in den nächsten Jahren und natürlich mit nicht unerheblichen Kosten verbunden.

Aber durch die energetische Sanierung von Bestandsimmobilien entstehen auch viele persönliche Vorteile: die Einsparung von Energiekosten, die Wertsteigerung der Immobilie, ein besseres Wohnklima und natürlich der Klimaschutz selbst.

Wie sollte man an das Projekte „energetische Sanierung“ am besten herangehen? Wie lange dauert die Umsetzung und mit welchen Kosten muss man aktuell rechnen?

Wie viel die einzelnen Maßnahmen kosten und welchen Effekt sie haben, muss individuell durch den Energieberater ermittelt werden. Pauschalaussagen sind hier nicht möglich. Dasselbe gilt für Finanzierungsfragen: Vor Umsetzung der Maßnahmen sollten Bankberater und Energieberater mit eingebunden werden, um gemeinsam die effizienteste Lösung für das Sanierungsvorhaben zu finden.

Der Ende Januar 2022 bekanntgegebene, sofortige Förderstopp der KfW stellt Immobilienbesitzer bei der Planungs- und Finanzierungssicherheit vor neue Herausforderungen. Betroffen sind sowohl Neubau- als auch Sanierungsprojekte. Gerade Bestandssanierungen sind oft mit hohen Kosten verbunden und für viele Menschen nur mit Fördermitteln umsetzbar. Die BAFA bezuschusst zwar weiterhin Einzelmaßnahmen, die Bearbeitungszeit der Anträge dauerte jedoch bereits vor dem Förderstopp der KfW sehr lange. Laut Aussagen der zuständigen Ministerien soll die Förderung zwar zügig wieder aufgenommen werden, doch Einzelheiten wurden zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht kommuniziert. Ein weiteres nicht zu unterschätzendes Problem ist aktuell der Fachkräftemangel: Es gibt zu wenige Handwerker, die diese Sanierungsmaßnahmen kurzfristig umsetzen können. Beim Umbau ist daher mit Wartezeiten zu rechnen. Daher empfehle ich ausdrücklich die Zusammenarbeit mit einem Energieberater, um einen zielgerichteten Fahrplan für die Sanierung zu entwickeln, die Kontakte zu qualifizierten Handwerkern zu nutzen und die Finanzierungsmöglichkeiten – zusammen mit der Hausbank – frühzeitig und strukturiert unter Dach und Fach zu bringen.

Was sind die Hauptursachen für mangelnde Energieeffizienz im Haus?

Mit Blick auf die geplanten Regulierungen, kann man davon ausgehen, dass auf alle Gebäude, die älter als Baujahr 2000 sind, ein gewisser Bedarf an energetischen Sanierungsmaßnahmen zukommen wird.

Wenn man die Ursachen bei einzelnen Bauteilen der Immobilie sucht, so ist oft die Heizung ein erster Anlaufpunkt. Diese kann mit der geringsten Investition im Verhältnis zur Energieeinsparung modernisiert werden.

Andere Faktoren sind die Dämmung der Außenwände, der Kellerdecken und des Dachs sowie Fenster und Haustüren. Hier können durch eine Sanierung sogar bis zu 70 Prozent Energieeinsparung erreicht werden.

Und ein kleiner Tipp zum Abschluss: Im Alltag kann man schon durch kleine Veränderungen des eigenen Heizverhaltens einen positiven Beitrag auf die Energiebilanz leisten. Beschränken Sie die Raumtemperatur je nach Wärmeschutz auf 22Grad Celsius – in ungenutzten Räumen auf 18 Grad Celsius. Lüften Sie regelmäßig – Stoßlüftung statt gekippter Fenster. Und achten Sie darauf, dass im Gebäude keine feuchte Luft aus dem Bad an die kalten Außenwände gelangt.